Der Heilige Faden (Sai Sin): Schutz und spirituelle Verbindung
Der Heilige Faden (Sai Sin) ist ein einfaches, aber mächtiges Ritualobjekt im thailändischen Buddhismus. Es handelt sich in der Regel um weißes Baumwollgarn, das bei einer Vielzahl von Zeremonien zur Segnung und zum Schutz verwendet wird.
Die spirituelle Bedeutung des Sai Sin
Der weiße Faden hat mehrere symbolische Funktionen:
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Reinheit und Stärke: Die weiße Farbe repräsentiert einen reinen Geist, der frei von Verunreinigungen ist. Es wird angenommen, dass dieser “reine Geist” die Kraft besitzt, alle Schwierigkeiten und Unglücke abzuwehren.
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Energiekanal: Der Faden dient als Übertragungskanal für die geistige Kraft und den Segen der rezitierenden Mönche. Er leitet den Schutz und die guten Wünsche direkt an die Organisatoren und deren Umfeld weiter, um Glück und Erfolg zu gewährleisten.
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Reflexion der Wahrheit: Bei Trauerzeremonien symbolisiert der Faden die Verbindung zwischen den Lebenden (den Mönchen) und dem Verstorbenen. Er soll der Seele des Verstorbenen die Wahrheit über die Unausweichlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens (Tod) vermitteln.
Verwendung bei glückverheißenden Zeremonien
Der Sai Sin wird bei Anlässen verwendet, die Glück, Schutz und Segen bringen sollen, wie zum Beispiel bei Hochzeiten, Hauseinweihungen oder jährlichen Haussegnungen.
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Haussegnung: Bei der Einweihung oder Segnung eines Hauses wird der Faden um das gesamte Gebäude oder den relevanten Zeremoniebereich gespannt. Dies schafft eine Schutzbarriere gegen Unheil und Leiden. Nach der Zeremonie bleibt der Faden idealerweise am Haus, bis er sich auf natürliche Weise auflöst, um den Schutz aufrechtzuerhalten.
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Altar-Verbindung: Bei Zeremonien wie Hochzeiten verbindet der Faden den Sockel der Buddha-Statue mit dem Gefäß des Heiligen Wassers (Nām Mon). Dies stellt sicher, dass der Segen Buddhas und die spirituelle Kraft der Mönche das Wasser und die gesamte Zeremonie durchdringen.
Legeritus und Regeln
Die Platzierung des Fadens folgt strikten rituellen Vorschriften:
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Startpunkt: Der Faden beginnt am Altar in dem Raum, in dem die Zeremonie stattfindet.
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Richtung: Der Faden muss immer im Uhrzeigersinn gelegt werden, da diese Richtung als glückverheißend gilt.
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Verlauf: Der Faden wird zunächst um den gesamten Zeremoniebereich oder das Haus gespannt. Anschließend wird er zurück zur Buddha-Statue geführt und dort ein- oder dreimal im Uhrzeigersinn um den Sockel gewickelt.
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Achtung: Es muss vermieden werden, dass der Faden den Boden berührt oder jemand darauf tritt, da dies als respektlos gilt und die spirituelle Wirkung beeinträchtigen könnte.
Verwendung bei Trauerzeremonien
Bei nicht-glückverheißenden Zeremonien (z. B. Beerdigungen) wird der Sai Sin nicht um eine Buddha-Statue gelegt. Stattdessen dient er der Kontemplation der Mönche:
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Der Faden wird vom Sarg oder dem Leichnam direkt zu den sitzenden Mönchen gespannt. Dies ermöglicht es den Mönchen, ihre Konzentration und Meditation über die Vergänglichkeit aller Dinge auf den Verstorbenen zu richten und der Seele den Weg zur Wahrheit zu weisen.