Mönch werden in Thailand: Die Ordinationszeremonie
Der Eintritt in den Mönchsorden (Sangha) ist in der thailändischen Theravada-Tradition ein tief verwurzelter kultureller Ritus. Es ist der Wunsch vieler Familien, dass jeder junge Mann, idealerweise um das 20. Lebensjahr und vor der Heirat, für eine begrenzte Zeit ordiniert wird. Dieser Akt sammelt großes spirituelles Verdienst (Puñña) nicht nur für den Anwärter selbst, sondern auch für seine Eltern und alle Unterstützer.
Obwohl die Tradition in städtischen Gebieten flexibler geworden ist, gilt in ländlichen Regionen ein Mann, der nicht Mönch war, oft noch als unreif. Die Dauer des Aufenthalts im Kloster ist heute variabel und kann von wenigen Wochen (oft während der Regenzeitklausur Khao Phansa) bis zu einem lebenslangen Gelübde reichen.
Vorbereitung des Kandidaten (Nāga)
Der angehende Mönch, der in diesem Stadium symbolisch Nāga (nach einer mythischen Schlange aus einer buddhistischen Legende) genannt wird, durchläuft eine intensive Vorbereitungsphase:
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Abschied von den Eltern: Der Kandidat kniet vor seinen Eltern oder älteren Verwandten nieder, übergibt ihnen eine Schale mit Blumen, Räucherstäbchen und Kerzen. Er bittet formell um Vergebung für alle Verfehlungen in Wort und Tat, bevor er das weltliche Leben verlässt.
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Lernen der Pali-Formeln: Vor der Ordination tritt der Kandidat als Laie in das Wat (Kloster) ein, um die notwendigen Fragen und Antworten der Zeremonie in der Ritualsprache Pali auswendig zu lernen.
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Körperliche Reinigung: Die Haare, Augenbrauen und der Bart des Kandidaten werden abrasiert. Er wird in weiße Kleidung gehüllt, die Reinheit symbolisiert.
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Tham Khwan Nāga: Am Vorabend findet die Tham Khwan (Stärkung des Geistes) Zeremonie statt, bei der der persönliche Geist (Khwan) des Kandidaten gestärkt werden soll, um ihn auf die Herausforderungen des Klosterlebens vorzubereiten.
Die Prozession und die Ordination
Die eigentliche Ordination, die von einem Ältestenrat (Sangha) des Klosters durchgeführt wird, findet oft während der Khao Phansa-Zeit (Juli bis Oktober) statt:
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Prozession: Der Nāga begibt sich in einer feierlichen Prozession von seinem Haus zum Wat (Tempel). Er trägt Kerzen, Räucherstäbchen und eine Lotusblume als Zeichen der Verehrung. Mitgeführt werden die Acht Requisiten eines Mönchs, darunter die Almosenschale, die Gewänder und ein Wasserfilter.
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Umschreitung: Am Gebetshaus (Bot) angekommen, umschreitet die gesamte Prozession den Bot dreimal im Uhrzeigersinn. Der Kandidat erweist einem der Grenzsteine (symbolisch der Sitz eines Schutzgeistes) seinen Respekt.
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Betreten der Ordinationshalle: Beim Eintritt halten die Verwandten einen lockeren Baumwollfaden in der Hand, der sie symbolisch mit dem Kandidaten verbindet. Auf diese Weise erhalten alle Anwesenden einen gleichen Anteil am spirituellen Verdienst.
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Prüfung und Gelübde: Im Bot überreicht der Kandidat seine Gaben. Nach einer formellen Bitte in Pali um die Aufnahme als Novize zieht er die gelben Mönchsgewänder an. Zurückgekehrt, legt er sein Gelübde ab und muss danach die vorgeschriebenen Fragen des Ältestenrates in Pali beantworten.
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Verkündung: Nachdem die Mönche die Bereitschaft des Kandidaten dem Rat mitgeteilt haben, wird die Aufnahme in den Orden verkündet. Mit diesem Moment ist der Kandidat offiziell ein vollwertiger Mönch (Bhikkhu).
Die Zeit der Ordination wird genauestens festgehalten. Nach der Zeremonie verteilt der neue Mönch Gaben an die Ältesten und empfängt selbst Geschenke von seinen Verwandten. Sein Leben als Bhikkhu beginnt am folgenden Tag.